BUCH Details

Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder
Gary Chapman; Ross Campbell

Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder

€ 15,90

Taschenbuch
240 Seiten; Farbfotos; 19 cm x 16 cm
Sprache Deutsch
2014 Francke-Buch; Moody Press, Chicago, USA
ISBN 978-3-86827-437-0

auch als Hardcover 7.20 € verfügbar
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Hauptbeschreibung

Ihre ganze Liebe gilt Ihren Kindern. Aber sind Sie sich sicher, dass Ihre Kinder das auch spüren? Denn – was versteht Ihr Kind überhaupt unter Liebe? Lernen Sie mit diesem Bestseller die Muttersprache der Liebe, die Ihr Kind spricht, und es wird die Geborgenheit erfahren, die es zu einem liebesfähigen Menschen heranwachsen lässt. Lernen Sie, es wirklich zu verstehen – weil ein gesundes Familienklima so wichtig ist!

Erstes Kapitel

1. Die Liebe ist das Fundament für alles
Dennis und Brenda hatten keine Vorstellung, was mit Ben, ihrem Achtjährigen, nicht stimmte. Bis vor kurzem war er ein durchschnittlicher Schüler gewesen. Er machte seine Hausaufgaben noch immer ganz ordentlich, aber seine Leistungen in der Schule ließen immer mehr zu wünschen übrig. Wenn die Lehrerin den Schülern etwas auszuarbeiten gab, erschien er bald darauf bei ihr, um sich die Aufgabe noch einmal erklären zu lassen. Immer wieder kam er zu ihr nach vorn und bat um weitere Erklärungen. Konnte er vielleicht schlecht hören? Oder begriff er einfach nicht, was man von ihm wollte? Dennis und Brenda gingen mit Ben zum Hörtest und ließen auch einen Intelligenztest von einem Therapeuten machen. Ben hatte keine Hörprobleme, und er verfügte über die normale Intelligenz eines Drittklässlers.
Es gab noch andere Dinge, die ihnen bei ihrem Sohn Kopfzerbrechen bereiteten. Bens soziales Verhalten war zuweilen auffällig. In regelmäßigen Abständen frühstückten die Schüler der dritten Klasse gemeinsam mit ihrer Lehrerin. Dabei kam es vor, dass Ben Mitschüler beiseite schubste, nur um neben ihr sitzen zu können. In der Pause ließ Ben seine Schulkameraden stehen, sobald die Lehrerin auf dem Schulhof auftauchte. Er lief dann zu ihr hin und stellte banale Fragen, nur um einen Vorwand zu haben, sich von den anderen entfernen zu können. Wenn die Lehrerin in der Pause bei einem Spiel mitmachte, tat Ben alles, um ihre Hand zu ergreifen und festzuhalten.
Seine Eltern hatten schon dreimal mit der Lehrerin gesprochen, doch auch sie konnte nicht erkennen, wo das Problem bei Ben lag. In der ersten und zweiten Klasse war Ben ein aufgeweckter Schüler gewesen, der keine Kontaktschwierigkeiten hatte. Doch dann klammerte sich Ben ganz plötzlich an seine Lehrerin, und niemand wusste, warum. Er stritt sich auch viel häufiger mit seiner älteren Schwester. Dennis und Brenda gingen allerdings zunächst davon aus, dass dies eine typische Entwicklungsphase sei, die er bald wieder hinter sich lassen würde.
Als das Paar zu einem meiner Eheseminare kam und mir von Ben erzählte, waren sie sehr besorgt, weil sie befürchteten, es mit einem zunehmend aufsässigen Kind zu tun zu haben.
Ich erkundigte mich bei den Eltern, ob sich in diesem Jahr ganz allgemein im Familienleben etwas geändert habe. Dennis erzählte, dass er nach wie vor als Handelsvertreter unterwegs sei. Zweimal in der Woche habe er bis in den späten Abend geschäftliche Verabredungen, doch die restlichen Tage der Woche sei er ab sechs oder halb sieben immer zu Hause. Dann erledige er noch etwas „Papierkram“ und sehe ein wenig fern. An den Wochenenden sei er früher gern zum Fußball gegangen und habe Ben oft mitgenommen. Nur seit letztem Jahr sei ihm das zu stressig gewesen. Er schaue sich die Spiele lieber am Fernseher an.
„Und wie sieht es bei Brenda aus?“, fragte ich. „Hat sich bei Ihnen in letzter Zeit etwas verändert?“
„Doch, ja“, antwortete sie. „Als Ben in den Kindergarten ging, habe ich halbtags gearbeitet. Doch jetzt arbeite ich wieder ganztags und komme deswegen später nach Hause. Der Opa holt Ben von der Schule ab. Und er bleibt dann eineinhalb Stunden bei den Großeltern, bis ich ihn von dort abhole. An den Abenden, wenn Dennis unterwegs ist, besuche ich gewöhnlich mit Ben Freunde. Wir kommen dann meistens erst nach dem Abendessen heim.“
Ich ahnte allmählich, was in Ben vorging, und machte deshalb einen Vorschlag: „Wenn ich jetzt gleich weiter über die Ehe rede, sollten Sie überlegen, ob die Prinzipien, die ich ansprechen werde, auch für Ihre Beziehung zu Ben gelten könnten. Danach werde ich Sie fragen, zu welchen Erkenntnissen Sie gekommen sind.“ Sie schienen ein wenig verblüfft zu sein, weil ich unser Gespräch abbrach, ohne auch nur irgendeine Vermutung oder einen konkreten Vorschlag geäußert zu haben. Aber dann waren sie doch einverstanden.
Als danach die meisten Seminarteilnehmer den Saal verließen, eilten Dennis und Brenda zu mir; und an ihren Gesichtern konnte ich ablesen, dass sie tatsächlich zu neuen Erkenntnissen gelangt waren. Brenda berichtete: „Dr. Chapman, ich glaube, wir haben ein paar Einsichten gewonnen, was mit Ben los sein könnte. Als Sie die fünf Sprachen der Liebe erörterten, wurde uns bewusst, dass Bens Muttersprache der Liebe Beisammensein und Zuwendung ist – die Zeit, die man ganz bewusst mit ihm verbringt. Wir haben überlegt, wie das in den letzten vier oder fünf Monaten war. Und da ist uns aufgefallen, dass wir uns seltener als früher ganz intensiv mit Ben beschäftigt haben.
Als ich noch halbtags arbeitete, habe ich Ben jeden Tag von der Schule abgeholt. Und dann haben wir meistens etwas gemeinsam unternommen. Wir haben Besorgungen gemacht, haben an der Würstchenbude etwas gegessen oder sind noch etwas spazieren gegangen. Wenn wir dann nach Hause kamen, hat Ben seine Hausaufgaben gemacht. Nach dem Mittagessen haben wir Spiele gemacht, vor allem wenn Dennis nicht daheim war. Das hat sich alles geändert, seit ich wieder ganztags berufstätig bin. Mir ist bewusst geworden, dass ich wesentlich weniger Zeit mit Ben verbringe.“
Ich schaute Dennis an, und er berichtete: „Mir ist aufgefallen, dass ich früher mit Ben zum Fußballplatz gegangen bin. Als ich damit aufhörte, habe ich ihm für diese Zweisamkeit zwischen Vater und Sohn keinen Ersatz angeboten. Ben und ich sind in den letzten paar Monaten sehr selten zusammen gewesen.“
„Ich glaube, Sie haben tatsächlich eine wichtige Erkenntnis über Bens seelische Nöte gewonnen. Wenn Sie seinem Verlangen nach Liebe etwas mehr entgegenkommen, wird sich sein Verhalten bestimmt wieder ändern.“ Ich gab ihnen dann ein paar Tipps, was sie tun könnten, um durch ganz bewusst gemeinsam verbrachte Zeit Ben ihre Liebe zu zeigen. Dennis sollte seinen Terminkalender durchforsten, und Brenda sollte sich überlegen, ob sie nicht doch wieder mehr mit Ben unternehmen könnte, so wie sie es früher getan hatte. Die beiden wirkten sehr entschlossen, all das in die Tat umzusetzen.
Wir verabschiedeten uns. Einen Brief habe ich niemals von den beiden erhalten. Und ehrlich gesagt, ich hatte unsere Begegnung auch bald vergessen. Aber zwei Jahre später kam ich wieder nach Wisconsin, um dort Seminare zu halten. Und da waren auch wieder Dennis und Brenda. Sogleich erinnerte ich mich an unser Gespräch. Sie waren bester Laune und stellten mir Freunde vor, die sie zum Seminar mitgebracht hatten.
„Wie geht es Ben?“, erkundigte ich mich.
Beide lächelten, und Dennis berichtete: „Ben geht es großartig. Wir wollten Ihnen ja immer schreiben, aber irgendetwas kam dann immer dazwischen. Wir sind damals nach Hause gefahren und haben getan, was Sie uns geraten hatten: In den folgenden Monaten haben wir uns ganz intensiv mit Ben beschäftigt. Und schon nach ein paar Wochen konnten wir beobachten, dass sich Bens Verhalten in der Schule grundlegend veränderte. Die Lehrerin bat uns sogar noch einmal zum Gespräch. Uns war zuerst ein bisschen bange. Doch diesmal wollte sie nur wissen, welche Ursache Bens Verhaltensänderung haben konnte.“
Die Lehrerin erzählte dann, dass sich Bens negatives Sozialverhalten völlig gegeben hatte: Er drängelte sich nicht mehr neben sie beim Frühstück. Und er kam nicht mehr nach vorn, um eine Frage nach der anderen zu stellen. Brenda konnte ihr eine Erklärung dafür geben: Sie beherrschten jetzt Bens ganz persönliche Sprache der Liebe. Und sie erzählten der Lehrerin, dass sie am Anfang sogar mit einer Überdosis „Zuwendung“ angefangen hätten.
Diese Eltern hatten es gelernt, die Liebessprache ihres Sohnes zu sprechen. „Ich liebe dich“ klang nun so, dass Ben es auch wirklich erleben konnte. Bens Geschichte hat mir Mut gemacht, dieses Buch zu schreiben. In meinem ersten Buch über die Sprachen der Liebe haben wir uns gefragt, wie Ehepartner einander verständlich machen können, dass sie sich wirklich lieben. Bereits hier hatte ich ein Kapitel eingefügt, das sich mit den Liebessprachen der Kinder beschäftigt. Jetzt aber wollen Ross Campbell und ich noch ausführlicher darüber schreiben, wie mit Hilfe der fünf Liebessprachen auch Ihr Kind sich angenommen und geliebt fühlt.
Wenn Sie die Muttersprache der Liebe Ihres Kindes sprechen, so bedeutet das übrigens nicht, dass es sich nie wieder aufsässig und ungehorsam zeigen wird, aber es wird die Sicherheit bekommen, von Ihnen geliebt zu sein; und das bedeutet Geborgenheit und Zuversicht. Es wird Ihnen dann leichter fallen, Ihrem Kind zur Seite zu stehen, bis es als Erwachsener Verantwortung für sein eigenes Leben übernehmen kann. Die Liebe ist das Fundament für alles.
Bei der Kindererziehung hängt vieles von der Liebesbeziehung zwischen Eltern und Kind ab. Nichts wird richtig gelingen, wenn das Verlangen des Kindes nach Liebe nicht gestillt wird. Nur das Kind, das sich geliebt und umsorgt fühlt, wird sich positiv entwickeln. Wahrscheinlich lieben Sie Ihr Kind, doch wenn Sie nicht die Liebessprache sprechen, die ihm diese Tatsache unzweideutig vermittelt, wird es sich nicht geliebt fühlen.

Wir füllen den Liebestank
Indem Sie die persönliche Liebessprache Ihres Kindes sprechen, füllen Sie seinen Tank der Gefühle mit Liebe. Wenn Ihr Kind sich geliebt fühlt, lässt es sich viel leichter erziehen. Und es lernt auch schneller, wenn die Tankanzeige nicht ständig auf „Reserve“ zeigt.
Jedes Kind hat seinen Liebestank. Aus dem bezieht es die Energie, die es für die Herausforderungen seiner Kindheit und Jugend braucht. Unsere Autos fahren ja auch nicht mit leerem Tank. Wir müssen also dafür sorgen, dass bei unseren Kindern regelmäßig „nachgetankt“ wird, damit sie sich optimal entfalten können.
Womit aber füllen wir diesen Tank? Mit Liebe natürlich! Doch wir müssen sie individuell verabreichen, weil jedes Kind seine persönliche Variante braucht, um gedeihen zu können.
Der Gefühlstank unserer Kinder muss vor allem mit bedingungsloser Liebe gefüllt werden, denn wahre Liebe ist immer bedingungslos. Nur durch sie fühlt sich unser Kind so angenommen, wie es ist. Was immer es anstellen wird – Sie werden es dennoch lieben. Tatsächlich aber sieht es leider oft anders aus: Eltern knüpfen ihre Liebe an Bedingungen. Sie wird nur gewährt, wenn das Kind sich erwartungsgemäß verhält. Bedingte Liebe hängt vom Wohlverhalten ab. Sie ist ein Lohn, eine großzügig gewährte Gabe, ein Privileg für artige Kinder.
Natürlich müssen wir unsere Kinder erziehen und, wenn nötig, bestrafen, aber erst dann, wenn ihr Liebestank gefüllt ist! Und dieser Tank braucht „Superbenzin“: Liebe ohne Bedingungen. Nur diese Liebe bewahrt uns vor negativen Erscheinungen wie Groll, Schuldgefühlen, Angst, Verunsicherungen und das Gefühl, ungeliebt zu sein.
Hanna wuchs in einem bescheidenen Elternhaus auf, in dem das Geld immer knapp war. Ihr Vater war ein kleiner Angestellter, der es nicht weit zur Arbeit hatte. Die Mutter war Hausfrau und verdiente durch eine kleine Nebenbeschäftigung etwas hinzu. Die Eltern waren fleißige Leute, die stolz auf ihr Häuschen und ihr beschauliches Familienleben waren. Hannas Vater kochte das Abendessen, und er und Hanna kümmerten sich danach noch um den Abwasch. Am Samstag wurde das Haus geputzt und aufgeräumt. Und am Abend genehmigte man sich Hotdogs und Hamburger im Schnellrestaurant. Am Sonntagmorgen ging die Familie in die Kirche, und am Nachmittag verabredete man sich mit Verwandten und Freunden.
Als Hanna und ihr Bruder noch kleiner waren, lasen ihnen die Eltern fast täglich etwas vor. Nun, da sie zur Schule gehen, unterstützen Mutter und Vater sie, wo es geht. Sie möchten, dass beide Kinder auf die Oberschule gehen – vielleicht weil sie selber niemals die Gelegenheit dazu hatten.
In der Oberschule war Stephanie Hannas beste Freundin. Die beiden hatten die meisten Schulstunden zusammen, und sie trafen sich auch in den Pausen. Doch sie besuchten sich niemals zu Hause. Hätten sie es getan, wären ihnen die Unterschiede sogleich aufgefallen. Stephanies Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann, dem es leicht fiel, seine Familie finanziell großzügig zu versorgen. Dafür war er aber kaum zu Hause. Stephanies Mutter arbeitete als Krankenschwester. Und ihr Bruder lebte nicht zu Hause, weil er ein Internat besuchte. Auch Stephanie hatte zunächst drei Jahre lang auf diesem Internat verbracht, bis sie inständig darum bat, eine öffentliche Schule am Ort besuchen zu dürfen. Da der Vater so selten zu Hause war und die Mutter ebenfalls arbeitete, aß man oft nicht zu Hause, sondern ging ins Restaurant.
Hanna und Stephanie waren bis zur neunten Klasse gute Freundinnen. Dann verließ Stephanie die Schule, um die Aufbaustufe fürs College zu besuchen. Sie wohnte von da an bei ihren Großeltern. Im ersten Jahr der Trennung schrieben sich beide noch oft. Doch dann hatte Stephanie ihre ersten Freundschaften mit Jungen, und der Briefwechsel schlief langsam ein. Auch Hanna lernte Jungen kennen und befreundete sich schließlich fest mit einem von ihnen, der in ihre Schule gewechselt hatte. Nachdem auch Stephanies restliche Familie fortgezogen war, hörte sie nichts mehr von ihrer Freundin.
Das war wahrscheinlich auch gut so, denn anderenfalls wäre sie sicher traurig gewesen. Stephanie heiratete und bekam ein Kind. Kurze Zeit später wurde sie wegen ihrer Aktivitäten als Drogendealerin verhaftet. Sie verbrachte mehrere Jahre im Gefängnis. Und während dieser Zeit ließ ihr Mann sich von ihr scheiden. Hanna dagegen ist glücklich verheiratet und hat zwei Kinder.
Wie kommt es, dass zwei Freundinnen zwei so völlig unterschiedliche Schicksale hatten? Es gibt darauf natürlich keine einfache Antwort. Was aber sicher eine entscheidende Rolle gespielt hat, entnehmen wir einer Äußerung, die Stephanie einem Therapeuten gegenüber tat: „Ich habe mich niemals von meinen Eltern geliebt gefühlt. Auf die Drogen habe ich mich im Grunde nur eingelassen, weil ich mich bei meinen Freunden beliebt machen wollte.“ Das sagte sie nicht so sehr, um ihren Eltern die Schuld für ihr Schicksal zu geben, sondern um die Beweggründe für ihr eigenes Handeln zu verstehen.
Aufschlussreich ist, wie Stephanie ihre Aussage formuliert hat. Sie war keineswegs der Meinung, ihre Eltern hätten sie überhaupt nicht geliebt. Doch sie hat sich niemals geliebt gefühlt. Die meisten Eltern lieben ihre Kinder, und sie möchten, dass sie sich auch geliebt fühlen. Doch nur recht wenige wissen, wie man diese Liebe verständlich zum Ausdruck bringt. Erst wenn Eltern es lernen, bedingungslos zu lieben, werden sie ihren Kindern das Gefühl geben können, wirklich geliebt zu werden.
Wodurch sich ein Kind geliebt fühlt
Die moderne Gesellschaft macht die Erziehung unserer Kinder zu einer immer komplizierteren Aufgabe. Das Drogenproblem unter den Jugendlichen ängstigt wohl die meisten Eltern. Die Ausbrüche der Gewalt in unseren Städten lassen bei so manchem Vater und bei so mancher Mutter Zweifel aufkommen, ob ihre Sprösslinge heil und unbeschadet das Erwachsenenalter erreichen werden.
Doch in dieser Situation, die so verfahren scheint, sprechen wir ein Wort der Hoffnung. Wir möchten, dass es Ihnen gelingt, eine echte Liebesbeziehung zu Ihren Kindern aufzubauen. Und dazu wollen wir uns in diesem Buch auf einen Aspekt der Erziehung Ihrer Kinder konzentrieren, der wahrscheinlich auch der allerwichtigste ist: Es muss unser Bestreben sein, das Verlangen eines jeden Kindes nach Liebe zu stillen. Ein Kind, das sich geliebt fühlt, wird viel eher bereit sein, sich an die Hand nehmen und führen zu lassen.
Voraussetzung dafür aber ist, dass Sie die persönliche Sprache der Liebe Ihres Kindes sprechen und verstehen. Ihr Kind ist auf eine ganz individuelle Weise empfänglich für die Bekundungen Ihrer Liebe. Man kann auf vielerlei Weise seine Liebe zeigen. All diese Möglichkeiten können in fünf Kategorien oder Sprachen aufgeteilt werden: Körperkontakt, Lob und Anerkennung, Beisammensein und Zuwendung, Geschenke und schließlich Gefälligkeiten und Liebesdienste. Wenn Sie mehr als ein Kind haben, werden diese möglicherweise ganze unterschiedliche Sprachen der Liebe sprechen, denn sie unterscheiden sich ja auch in ihrer Persönlichkeit. Jedes Kind braucht also seine persönliche Ansprache.

Die „Komme-was-da-wolle-Liebe“
Ganz gleich, welche Liebessprache Ihr Kind am besten versteht, zum Ausdruck kommen muss auf jeden Fall, dass die Liebe bedingungslos ist. Nur eine Liebe, die an keine Bedingungen geknüpft ist, kann ein verlässlicher Wegweiser im Leben sein, denn nur dann wissen wir und unsere Kinder immer, woran wir sind. Ohne diese verlässliche Liebe ist die Erziehung unserer Kinder ein Verwirrspiel. Bevor wir uns mit den fünf Sprachen der Liebe im Einzelnen befassen, wollen wir uns deshalb zunächst fragen, wie diese bedingungslose Liebe aussieht und welche Bedeutung sie für unser Zusammenleben hat. Definieren können wir sie am besten dadurch, dass wir sagen, was sie bewirkt. Diese Liebe ist für das Kind immer erfahrbar, komme, was da wolle. Wir lieben unser Kind, und es kümmert uns dabei überhaupt nicht, wie es aussieht, was es leistet, wo es Schwächen hat und ob es unseren Erwartungen und Hoffnungen entspricht. Vor allem aber – und das ist wahrscheinlich das Schwierigste – ist diese Liebe unabhängig vom Verhalten unseres Kindes. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir jede Verhaltensweise gutheißen müssen. Aber es bedeutet durchaus, dass wir unserem Kind stets das Gefühl vermitteln, geliebt zu werden, auch wenn uns sein Verhalten missfällt.
Das klingt vielleicht ein wenig nach Verwöhnung und Nachgiebigkeit. Aber das ist es keineswegs. Es geht einzig und allein da-rum, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun. Der Liebestank unseres Kindes muss gefüllt sein, bevor wir beginnen dürfen, es zu erziehen und gegebenenfalls mit disziplinarischen Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Ein Kind mit gefülltem Liebestank ist viel eher in der Lage, auf Erziehungsmaßnahmen gefasst und ohne Groll zu reagieren.
Es gibt Eltern, die fürchten, durch zu viel Liebe könne ihr Kind verwöhnt und verzogen werden. Das ist barer Unsinn! Ein Kind kann nie genug Liebe bekommen. Verzogen wird ein Kind durch einen Mangel an Erziehung oder durch eine Liebe, die nicht gesund ist. Wahre, bedingungslose Liebe wird ein Kind niemals verziehen, weil es niemals zu viel davon bekommen kann!
Vielleicht können Sie mit diesen Erkenntnissen wenig anfangen, weil sie neu für Sie sind und so gar nicht Ihren bisherigen Auffassungen entsprechen. Sie sollten sich einmal fragen, ob es Ihnen gelingt, Ihre Kinder ohne Vorleistungen zu lieben. Wenn Sie erkennen, dass Sie das nicht so ohne weiteres schaffen, sollten Sie es dennoch versuchen. Wenn Sie es nämlich tun, werden Sie die positiven Auswirkungen erleben, und das wird Sie überzeugen. Auch Sie wollen doch das Beste für Ihre Kinder. Dabei werden Sie die Erfahrung machen, dass es von Ihrer Liebe abhängt, ob sich Ihre Kinder gut in der Welt der Erwachsenen zurechtfinden oder als immer mutwillige und niemals erwachsen werdende Außenseiter ihr Leben fristen.
Sollten Sie Ihre Kinder bisher nicht ohne Vorleistungen geliebt haben, wird es Sie einige Mühe kosten, dies nun bewusst zu tun. Doch je mehr Sie damit Erfahrungen sammeln, desto positiver werden sich die Auswirkungen bemerkbar machen. Sie selber werden immer freigebiger mit Ihrer Liebe, und das wird sich auf alle Ihre zwischenmenschlichen Beziehung auswirken. Niemand von uns ist vollkommen. Es wird uns deshalb nicht immer gelingen, unsere Liebe bedingungslos zu verschenken. Doch sobald Sie sich auf den Weg machen und das große Ziel anstreben, werden Sie feststellen, dass Ihre Liebe immer beständiger wird – komme, was da wolle.
Dabei hilft es Ihnen, wenn Sie sich regelmäßig ein paar Fakten über Ihre Kinder vergegenwärtigen:

1. Es sind noch Kinder.
2. Sie benehmen sich auch wie Kinder.
3. Kindliches Verhalten ist oft lästig.
4. Wenn ich meine Kinder liebe – obwohl sie zuweilen auf die Nerven gehen –, werden sie ihre Kindlichkeit auf natürlichem Weg nach und nach verlieren und eines Tages reife Erwachsene sein.
5. Wenn ich die Kinder nur aufgrund ihres Wohlverhaltens liebe und ihnen diese Liebe auch nur dann zeige, wenn sie brav sind, werden sie sich nicht wirklich geliebt fühlen. Das wird ihrem Selbstwertgefühl schaden. Sie werden verunsichert, und es wird ihnen später längst nicht so gut gelingen, sich zu beherrschen und wie ein reifer Erwachsener zu leben. Deshalb hängt ihre Entwicklung nicht nur von ihnen selber ab. Auch ich trage dafür Verantwortung.
6. Wenn ich die Kinder nur liebe, solange sie meinen Erwartungen und Vorstellungen entsprechen, werden sie unter Versagensängsten leiden und irgendwann resignieren. Sie werden immer in Anspannung leben, von Ängsten geplagt sein und irgendwann Wut im Bauch haben. Um das zu verhindern, muss ich mich stets daran erinnern, dass ich Mitverantwortung dafür trage, dass sie heranwachsen und gedeihen. (Mehr zu diesem Thema in dem Buch Kinder sind wie ein Spiegel von Ross Campbell.)
7. Wenn ich sie aber ohne Vorleistungen liebe, werden sie sich geborgen fühlen. Sie werden mit ihren Ängsten umgehen lernen und ihr Verhalten immer erfolgreicher sinnvoll steuern können.

Liebe. und noch viel mehr
Zentralthema dieses Buch ist das Verlangen der Kinder nach Liebe. Es ist eines der Grundbedürfnisse des Menschen. Deshalb hängt auch die Qualität all unserer zwischenmenschlichen Beziehungen sehr davon ab. Es gehört zu unseren selbstverständlichen Pflichten, unsere Kinder mit Obdach, Nahrung und Kleidung zu versorgen. Aber wir sind genauso für ihre seelische und geistliche Gesundheit verantwortlich.
Viele Bücher sind schon über das Bedürfnis des Kindes nach einem gesunden Selbstwertgefühl geschrieben worden. Die Betonung liegt auf „gesund“, denn ein Kind mit einem übertriebenen Selbstbewusstsein wird sich allen anderen überlegen fühlen und meinen, es sei das Geschenk Gottes an die Welt und verdiene deshalb, seine Wünsche erfüllt zu bekommen. Das Kind dagegen, das seinen Wert stets unterschätzt, wird von Selbstzweifeln geplagt sein: „Ich bin nicht so gut drauf wie andere. Ich bin nicht so fit und nicht so attraktiv.“ Die Maxime eines solchen Lebens ist: „Ich kann nicht“, und die Bilanz heißt: „Das habe ich nicht geschafft.“ Der Einsatz von uns Eltern für ein gesund entwickeltes Selbstwertgefühl unserer Kinder lohnt sich also allemal. Sie werden sich dann als wertvolle Glieder unserer Gesellschaft empfinden, die ihre individuellen Talente und Gaben kreativ einbringen.
Ein weiteres Grundbedürfnis unserer Kinder ist der Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit. In unserer sich schnell wandelnden Welt fällt es Eltern immer schwerer, diesem Bedürfnis nachzukommen. Immer häufiger kommt es vor, dass beunruhigte Kinder ihren Eltern die Frage stellen: „Lasst ihr euch auch scheiden?“ Tatsache ist, dass viele ihrer Freunde bereits Scheidungswaisen sind.
Das Kind muss soziales Verhalten erst lernen. Es muss Respekt vor dem anderen entwickeln, so dass es Freundschaften aufbauen kann, in denen ein ausgewogenes Verhältnis von Geben und Nehmen herrscht. Ohne ein gesundes Sozialverhalten wird der Betreffende immer Gefahr laufen, sich zu isolieren und in seiner Persönlichkeitsentwicklung stecken zu bleiben. Ein Kind, das sein Sozialverhalten nicht in den Griff bekommt, kann sich aber auch zu einem alles beherrschenden Monster entwickeln, das rücksichtslos die Ellenbogen benutzt, um seine Ziele zu erreichen. Der rechte Einfluss von Autoritäten weckt gesunde Fähigkeit im Umgang mit anderen Menschen. Erfolg im Leben ist weitgehend davon abhängig, ob ich es verstehe, Autorität richtig einzuschätzen und entsprechend zu akzeptieren. Ohne diese Fähigkeit werde ich es im Leben trotz vieler guter Eigenschaften nicht weit bringen.
Eltern müssen ihren Kinder dabei helfen, ihre ganz persönlichen Gaben und Talente zu entfalten. Das schenkt Zufriedenheit und die Gewissheit, etwas leisten zu können, weil das Kind seine persönlichen Stärken gezeigt bekommt. Eltern, die ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllen wollen, müssen ihren Kindern Führung und Freiraum zur Entfaltung in einem ausgewogenen Verhältnis anbieten und gewähren.

Die Liebe ist das Größte
All das sind berechtigte Bedürfnisse unserer Kinder. Aber in diesem Buch wollen wir uns ganz auf das eine große Verlangen nach Liebe konzentrieren, denn die Liebe hat oberste Priorität. Alles andere ist letztlich zweitrangig. Liebesfähigkeit und die Bereitschaft, Liebe zu empfangen, bilden den fruchtbaren Nährboden für alles, was wir im Leben erstreben und unternehmen. Der Säugling kann noch nicht unterscheiden zwischen Milch und Zärtlichkeit, zwischen Nahrung und Liebe. Ohne Nahrung wird das Kind verhungern, doch auch ohne Liebe fehlt ihm Lebenswichtiges. Es wird emotional verkümmern und fürs Leben gezeichnet sein. Viele Forschungen belegen, dass das emotionale Gerüst eines Menschen in den ersten 18 Monaten seines Lebens errichtet wird. In dieser Zeit ist die Mutter-Kind-Beziehung am innigsten. Die „Nahrung“ für das emotionale Gedeihen besteht aus Körperkontakt, freundlichen Worten und liebevoller Pflege.
Wenn das Kind dann immer mehr sein eigenes Ich entdeckt, entfernt es sich allmählich von der bisher einzigen Liebesquelle. Bis dahin war es nur die Mutter, die bewusst Nähe oder Distanz herstellen konnte. Jetzt aber lernt das Kind, selbst darüber zu entscheiden. Es bestimmt die Nähe zu der Person, von der es abhängig ist. Je größer sein Aktionsradius wird, desto aktiver wird seine Liebesbeziehung. Es ist nicht mehr der passive Empfänger von Liebe, sondern entwickelt die Fähigkeit, aktiv darauf zu reagieren. In den folgenden Jahren entwickelt sich immer mehr die Fähigkeit des Kindes, Liebe auszudrücken. Wenn es dann weiterhin genug Liebe empfängt, wird es lernen, sie auch zu verschenken.
Dieses Fundament der Liebe, das in den ersten Lebensjahren gelegt wird, beeinflusst auch die Lernfähigkeit des Kindes. Viele Kinder kommen zur Schule und sind auf das Lernen überhaupt nicht vorbereitet, weil ihnen die emotionalen Voraussetzungen dafür fehlen. Kinder müssen eine bestimmte emotionale Reife erreicht haben, bevor sie ihrem Alter gemäß lernen können. Es ist deshalb längst nicht immer der Weisheit letzter Schluss, das Kind bei Lernproblemen auf eine „bessere“ Schule zu schicken oder den Lehrer zu wechseln. Wir müssen erst einmal herausbekommen, ob unser Kind überhaupt emotional reif fürs Lernen ist. (Mehr über das Verhältnis von Liebe und Lernfähigkeit in Kapitel 9.)
Es ist schwieriger, als man denkt, das Bedürfnis eines Kindes nach Liebe zu stillen, vor allem, wenn es in die Pubertät kommt. Die Gefahren, die dann lauern, sind groß. Wenn dann der junge Mensch mit einem leeren Liebestank auskommen muss, wird er besonders empfänglich für all die typischen Gefahren dieses Lebensabschnittes sein.
Kinder, die nur nach Vorleistungen geliebt werden, verhalten sich später entsprechend. Wenn sie in die Pubertät kommen, werden sie versuchen, ihre Eltern zu manipulieren und zu beherrschen. Wenn man auf ihre Wünsche eingeht, werden sie mit Wohlverhalten reagieren. Wird ihnen etwas abgeschlagen, antworten sie mit Liebesentzug. Das schockiert die Eltern, denn sie hoffen auf Liebesbeweise ihrer Teenager. Diese haben aber Liebe ohne Vorleistung niemals kennen gelernt. Und so geraten die beiden Parteien in einen Teufelskreis von Wut, Groll und Widerspenstigkeit.
Kinder sind durch und durch emotionale Wesen, und auch ihre Sicht von der Welt ist emotional geprägt. Jüngste Studien beweisen sogar, dass sich die seelische Verfassung der Mutter auf das Kind in ihrem Leib überträgt. Das Ungeborene reagiert auf Wut und Glücksgefühle der Mutter. Später, wenn die Kinder älter werden, reagieren sie noch sehr sensibel auf den Gemütszustand ihrer Eltern.
Bei uns Campbells haben die Kinder oft schneller erfasst, welcher Stimmung der Vater war, als er selber. So fragte mich mein Sohn (oder meine Tochter) eines Tages: „Papa, warum bist du eigentlich heute so schlecht gelaunt?“ Obwohl ich mir meiner schlechten Laune gar nicht bewusst gewesen war, dachte ich einen Augenblick darüber nach. Und tatsächlich fiel mir ein, dass irgendein Ereignis vom Tag mich noch immer beschäftigte und für meine Missstimmung sorgte.
Ein andermal sagte eins meiner Kinder zu mir: „Worüber freust du dich so, Papa?“ – „Woher weißt du, dass ich so guter Laune bin?“, fragte ich nach. Was hatte sie darauf gebracht? Meine Tochter Carey antwortete: „Du pfeifst so fröhlich vor dich hin.“ Tatsächlich, ich hatte gepfiffen und es gar nicht bemerkt.
Unsere Sprösslinge sind ganz schön clever! Sie haben ein Gespür dafür, was in uns vorgeht. Und deshalb nehmen sie sogar jedes kleine Quäntchen Liebe wahr, das wir ihnen anbieten. Aus demselben Grund sind sie auch so sensibel für unseren Zorn. Darauf kommen wir später noch zu sprechen.
Wir müssen unsere Liebe in einer Sprache vermitteln, die unsere Kinder auch verstehen. Der jugendliche Ausreißer ist fest davon überzeugt, dass niemand ihn wirklich liebt. Die meisten Eltern von Kindern, die davongelaufen sind, reagieren entrüstet: Selbstverständlich würden sie ihr Kind lieben. Doch es ist ihnen offenkundig nicht gelungen, dies auch zum Ausdruck zu bringen. Sie haben für Nahrung gesorgt, die Kleidung gewaschen, die Kinder gefahren, für Bildungschancen gesorgt und Hobbys ermöglicht. Das sind alles Dinge, die Zuneigung signalisieren können – wenn bedingungslose Liebe der Motor ist. Aber sie können niemals Ersatz dafür sein. Kinder haben ein Gespür für den Unterschied. Sie merken, ob sie bekommen, wonach sie sich am meisten sehnen.

Wie man die Liebe zum Ausdruck bringt
Traurige Wahrheit ist, dass sich nur verhältnismäßig wenige Kinder bedingungslos geliebt und versorgt fühlen, obwohl die meisten Eltern ihre Kinder lieben. Wie kommt es zu dieser unerfreulichen Diskrepanz? Der Hauptgrund besteht darin, dass die wenigsten Eltern es verstehen, die Liebe, die ihrem Herzen entströmt, hinüberzutransportieren zu den Herzen ihrer Kinder. Sie gehen davon aus, dass es genüge, die Kinder zu lieben, denn diese würden dies schon irgendwie mitbekommen. Andere Eltern glauben, es reiche aus, dem Kind zu sagen: „Ich liebe dich.“ Doch das ist leider nicht wahr.

Vorleben
Das gesprochene Wort reicht nicht aus, weil Kinder sich weitgehend am Verhalten orientieren. Sie nehmen zuallererst wahr, wie wir mit ihnen umgehen. Damit wir sie also recht ansprechen können, müssen wir ihnen auf die ihnen gemäße Art unsere Liebe zeigen: durch unser Verhalten.
Das hat Vorteile. Wenn Sie z. B. einen anstrengenden Tag hatten und abgespannt nach Hause kommen, ist Ihnen sicher nicht nach vielen Worten zumute. Aber Sie können Ihr Kind still auf den Arm nehmen oder an Ihr Herz drücken. Das kann man auch dann tun, wenn einem im Augenblick gar nicht nach Liebesbeweisen ist.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob das ehrlich ist und ob ein Kind so etwas nicht durchschaut. Das werden sie vielleicht sogar, weil sie so sensibel sind. Sie spüren wahrscheinlich, dass Sie im Augenblick nicht allzu viel Liebe zu verschenken haben, aber durch Ihre Gesten bekunden Sie Beständigkeit. Und so wissen es Ihre Kinder durchaus zu schätzen, dass Sie ihnen auch ohne große Gefühle Ihre Liebe zeigen. Schon Johannes schrieb: „Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!“ (1. Joh. 3,18).

Die Sprache der Liebe Ihrer Kinder sprechen
Wie wir schon erwähnten, gibt es fünf Sprachen der Liebe, und Ihr Kind spricht davon eine als „Muttersprache“, die es ganz besonders gut versteht. Wenn Sie sich dieser Sprache ausgiebig bedienen, wird sein emotionales Bedürfnis nach Liebe hinreichend gestillt. Das bedeutet natürlich nicht, dass man sich ausschließlich dieser Sprache bedienen soll. Die Kinder brauchen alle fünf Sprachen der Liebe, damit der Tank umfassend gefüllt ist. Das bedeutet aber auch, dass Eltern alle fünf Sprachen beherrschen müssen. In den nächsten fünf Kapiteln werden Sie erfahren, wie das geht.
Im Kapitel 2 wollen wir Ihnen helfen, die Muttersprache der Liebe Ihrer Kinder zu entdecken. Eins wollen wir aber zuvor zu bedenken geben: Wenn Ihr Kind unter fünf ist, werden Sie noch keine Aussagen über seine Liebessprache machen können. Das ist unmöglich. Vielleicht können Sie schon ein paar vage Vermutungen anstellen, aber eine persönliche Sprache der Liebe ist im Allgemeinen jetzt noch nicht auszumachen. Bedienen Sie sich dann aller fünf Sprachen gleichermaßen. Seien Sie zärtlich, loben und ermuntern Sie viel, verbringen Sie viel Zeit mit dem Kind, und machen Sie ihm durch kleine Gesten und Geschenke immer wieder Freude. All das wird ihm Ihre Liebe beweisen. Und es wird sich geliebt fühlen! Die Folge ist, dass es sehr schnell lernen wird und sich auch in anderen Bereichen als ein aufgewecktes Kind erweist.
Noch eine zweite Mahnung zur Vorsicht: Selbst wenn Sie die persönliche Liebessprache Ihres Kindes entdeckt haben und es auf diese Weise die nötige Liebe von Ihnen bekommt, dürfen Sie nicht erwarten, dass fortan alles in seinem Leben „wie geschmiert“ laufen wird. Es wird dennoch Niederlagen und Missverständnisse erleben. Trotzdem wird sich Ihr Kind besser entwickeln. Es ist wie eine Blume, dem die Liebe wie frisches Wasser verabreicht wird. Es wird Blüten tragen und durch seine Schönheit ein Segen für seine Mitmenschen sein. Doch ohne Liebe wird es wie eine verdurstende Blume welken.
Weil Sie möchten, dass Ihre Kinder reife Persönlichkeiten werden, werden Sie ihnen die Liebe in allen fünf Sprachen vermitteln wollen. Und Sie werden sie lehren, wie sie sich ihrerseits selbständig dieser Sprachen bedienen. Das wird nicht nur Ihren Kindern zugute kommen, sondern auch allen Menschen, die mit ihnen zu tun haben. Ein Merkmal des gereiften Menschen ist seine Fähigkeit, anderen Zuneigung zu zeigen und sie anzunehmen, und zwar durch alle fünf Sprachen der Liebe gleichermaßen. Doch nur sehr wenigen Erwachsenen gelingt das tatsächlich, denn die meisten beherrschen sie nicht alle.
Wenn Ihnen das alles fremd ist, haben Sie nun die Chance, sich weiterzuentwickeln, neue Erkenntnisse zu gewinnen und alle Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen qualitativ zu verbessern. Und plötzlich entdecken Sie, dass in Ihrer eigenen Familie ein babylonisches Sprachengewirr herrscht.

Ross Campbell war Professor für Kinderheilkunde und -psychiatrie an der Universität von Tennessee/USA. Er leitete eine psychiatrische Praxis und ein Beratungszentrum für Erziehungsfragen. Er ist verwitwet und hat vier erwachsene Kinder.

Gary Chapman ist zwar im Pensionsalter, will aber nichts von Ruhestand wissen. Er lebt mit seiner Frau Karolyn in North Carolina, arbeitet als Seelsorger seiner Gemeinde, hält Ehe-Seminare und ist Autor zahlreicher Bücher. Mit seinem Buch 'Die fünf Sprachen der Liebe' hat er einen neuen Schlüssel zur Kommunikation gefunden und ein Millionenpublikum erreicht.