Rezensionen




Rezension von Aleksandra Dimoska :

Das Labyrinth des Fauns

Die Folgen des spanischen Bürgerkrieges, Gewalt und Repression auf der einen, ein Wesen nicht aus unserer Welt in einem Labyrinth auf der anderen Seite und die kleine Ofelia mittendrin. 2006 beeindruckte Guillermo del Toro Zuschauer*innen mit seinem Film "El laberinto del fauno" (Pan's Labyrinth), der die harte Realität des Krieges mit der dunklen Wahrheit des Fantasy-Genres vereint. Nun verwandelte Cornelia Funke diesen bildgewaltigen Klassiker in ein poetisches Märchenbuch für Erwachsene. Dennoch handelt es sich hierbei nicht um eine reine Nacherzählung. Obwohl Funke der Originalhandlung sehr treu geblieben ist, dürfen wir tiefer in die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren eintauchen und den Kontrast zwischen Gut und Böse, Realität und Fantasie auf einer besonderen Ebene erfahren. Ein neues Verständnis über del Toros Meisterwerk wird somit angeboten und zusätzlich spinnt Funke zehn eigene Kurzgeschichten mit in die Erzählung ein, die uns glauben lassen, dass jegliche Form der Realität das Potential zu einem eigenen Märchen hat. Eine Geschichte, die sowohl auf der Leinwand als auch zwischen den Seiten ein Meisterwerk ist.

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Rezension von MMag. Katharina Huchler :

Das Labyrinth des Fauns

Endlich wieder ein Jugendbuch mit märchenhafter und schöner Sprache! Cornelia Funke haucht der Geschichte von Guillermo del Toro so fantasievoll und eindrücklich Leben ein, dass jeder Leser komplett eintauchen wird.

Mir hat die Verwischung der Grenzen zwischen Realität und Märchenwelt im Buch gut gefallen: Nicht nur wird die Geschichte auf beiden Ebenen erzählt, sondern beide Welten durchdringen sich. So wird in der realen Welt der brutale Stiefvater zum Wolf und es finden sich Elemente aus anderen bekannten Märchen. Gute Bücher zeichnen sich durch Vielschichtigkeit aus: Bei "Das Labyrinth des Fauns" kann ich mich "nur" auf die Geschichte einlassen und sie auf mich wirken lassen - oder kann tiefer gehen.

Jungen LeserInnen wird klar, dass die Realität meistens viel brutaler und grausamer ist, als es Märchen im Normalfall sind. Dieser Aspekt, aber auch generell die Verarbeitung der Franco-Diktatur in einem Jugendroman fand ich sehr spannend! Was die angesprochenen Grausamkeiten angeht, empfehle ich, die Altersangabe ab 14 Jahren einzuhalten.

Ein Roman für einen Sommertag oder eine lange Nacht, um ihn in einem Zug durchzulesen!

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Rezension von BarbaraM:

Das Labyrinth des Fauns

Ich finde das Buch „Das Labyrinth des Fauns“ von Cornelia Funke absolut großartig und überwältigend. Sie ist einfach eine grandiose Sprachkünstlerin und es gelingt ihr in ihrem Roman eine ganz eigene Welt zu erschaffen, aus der ich mich als Leser fast nicht mehr losreißen konnte.
Das Buch ist im Fischer Verlag 2019 erschienen und umfasst 320 Seiten. Es wurde von Funke zu Guillermo del Toros preisgekrönten Film „Pans Labyrinth“ geschrieben.

Die Geschichte spielt in Spanien im Jahr 1944 und Ofelias Vater ist gestorben. Ihr Mutter hat einen neuen Mann, Hauptmann Vidal, kennen gelernt, ist schwanger geworden und zieht nun gemeinsam mit ihrer Tochter zu ihm in die Berge. Der Stiefvater von Ofelia ist ein sehr strenger, grausamer Mann der in sich keinen Funken Liebe verspürt. Er ist ein Monster und Ofelia flüchtet sich in ihre Fantasiewelt. Ofelia muss viele Aufgabe bestehen und am Ende stellt sich die Frage, ob das Gute über das Böse siegt.

Cornelia Funke schreibt wie immer fesselnd und sprachgewaltig. Sie ist eine unvergleichlicher Autorin und ich konnte mir all das Geschriebene sehr gut vor meinem inneren Auge vorstellen. Besonders beeindruckend finde ich, wie sie es schafft, einerseits die Grausamkeiten und den Horror zu schildern und andererseits die Liebe und Hoffnung mit ins Spiel zu bringen. Gerade diese Widersprüchlichkeiten im Buch haben mich als Leserin sehr gefallen.
Auch die immer wieder eingestreuten märchen- oder sagenhaften Geschichten, die zwischen den Kapiteln zu finden sind, sind ihr wunderbar gelungen. Genauso wie die unvergleichlichen schwarz-weißen Illustrationen von Allen Williams.

Fazit:
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für Leser, die vor Horror und Grausamkeit nicht sehr zurückschrecken, denn davon steckt genügend in dem Buch. Ob es also Jugendliche ab 14 Jahren, wie als empfohlenes Lesealter vom Verlag angegeben ist, lesen sollte, wage ich hier anzuzweifeln.
Der Ideenreichtum, der in der Geschichte steckt, hat mich absolut begeistert und auch das richtige Maß an Spannung und Phantasie überzeugt.
Grausamkeit, Düsternis, Horror, Schönheit, Schmerz, Fantasie, Magie, große Emotionen – alles ist hier versammelt!

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Rezension von Maria :

Das Labyrinth des Fauns

Cornelia Funke und Guillermo del Toro: Wohl die überraschendste Kombination von einzelnen Künstlern seit… immer? Nie im Leben wäre mir eingefallen, mir eine Zusammenarbeit dieser Beiden auch nur vorzustellen. Sie mögen vielleicht beide Geschichtenerzähler sein, doch auf den ersten Blick haben die deutsche Bestsellerautorin und der mexikanische Oscar-Preisträger nicht viel gemeinsam. So unvorhersehbar sie zunächst gewesen sein mag, die Kombination von Funke und del Toro machte für mich sofort Sinn. Wer könnte ein Dark Fantasy Meisterwerk wie "Pans Labyrinth" besser zu Papier bringen als die Schöpferin der düsteren und verworrenen Spiegelwelt? Mit ihrer "Reckless"-Reihe hat Funke mehr als bewiesen, dass sie dunkle Märchen schreiben kann wie keine andere. Kombiniert mit del Toros herzzerreißender Story, bekommt man ein durch und durch fantastisches Buch.
Der Schreibstil hat mich sehr an Funkes "Reckless" erinnert - märchenhaft aber trotzdem prägnant. Sie ist eine Meisterin des wortgewaltigen aber dennoch kurzgefassten Schreibens. Was andere drei Seiten lang beschreiben, bringt sie mit drei Sätzen auf den Punkt, ohne dabei etwas an Atmosphäre oder Detailreichtum einzubüßen. Neben der spannenden Handlung ist auch dieser Schreibstil maßgeblich dafür verantwortlich, wie schnell sich dieses Buch liest. Anfangs habe ich mir noch Sorgen gemacht, dass "Das Labyrinth des Fauns" vielleicht langweilig sein könnte - Been there, seen that movie und so. Aber obwohl ich die Handlung des Films bereits kannte, fühlte sich dieses Buch an wie etwas komplett Neues. Selbst Aspekte, auf die ich vorbereitet war, wie das Design der Figuren, überraschten mich teilweise, einfach weil es so faszinierend war, ihre Beschreibungen zu lesen.
“Das Labyrinth des Fauns” ist eine unglaublich gut gelungene Adaption (sofern das Wort anders herum auch verwendet werden kann) von del Toros Film. Obwohl die Handlung die gleiche ist, bekommt sie durch Funkes Worte einen Mehrwert. Der düster-fantastische Ton des Films ist perfekt wiedergegeben und sein Märchen-Aspekt wird sogar noch stärker hervorgehoben. Ein definitives Must-Read für Fans von düsteren Märchen!

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Rezension von Anja :

Das Labyrinth des Fauns

Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter zu ihrem Stiefvater Vidal. Dieser ist Anführer eines Corps im Dienste Francos und soll eine Rebellentruppe im Wald ausfindig machen. Der Wald ist geheimnisvoll und düster, der Stiefvater brutal und furchteinflößend. Scheinbar zufällig stößt das Mädchen auf ein Labyrinth, das sie zu einem Faun führt. Dieser erklärt ihr, dass sie eine lange verschollene Prinzessin sei und um in ihr unterirdisches Reich zurückkehren zu können, muss sie drei Aufgaben bewältigen…

Von Funkes wunderbarer poetischer Sprache war ich sofort angetan. Die zwischen Rahmen- und Binnenhandlung eingefügten Märchensequenzen haben die Geschichte mit der Zeit zu einem Ganzen verwoben und haben mir ganz besonders gefallen! Cornelia Funke zeichnet – mit dem Hintergrund des Films – eine düstere Fantasiewelt, die sowohl spannend und geheimnisvoll, aber auch belastend ist. Einige Szenen waren brutal – die meisten davon spielten sich tatsächlich in der ‚realen‘ Rahmenhandlung ab, was mich zu dem Schluss führt, dass die Realität schlimmere Horrorszenarien und Monster hervorbringt, als die Fantasiewelt.

Ofelia liebt Bücher und hütet sie wie Schätze. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie nur noch ihre Mutter; diese hat einen grausamen Mann geheiratet, was ihre Tochter nicht versteht. Die Hoffnung auf Schutz für sich und ihre Tochter war ein Grund für ihre Entscheidung, denn sie ist der Meinung, dass Männer die Welt regieren:

Es war Ofelias Mutter nicht bewusst, dass sie ebenfalls an Märchen glaubte. Carmen Cardoso glaubte an das gefährlichste aller Märchen: An das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde. (S.14)

Funke gibt ihren LeserInnen interessante Einblicke in das Innenleben all ihrer Figuren, was diese dreidimensional macht.

Noch ein schönes Zitat über die Liebe zu Büchern – und die Möglichkeiten, die diese bereithalten:

Bücher hätten ihr so viel mehr erzählen können, über diese Welt und über ferne Orte, über Tiere und Pflanzen, über die Sterne! Sie konnten Fenster und Türen sein, Flügel aus Papier, die einem halfen, davonzufliegen. Vielleicht hatte ihre Mutter einfach vergessen, wie man flog. Oder sie hatte es nie gelernt. (S.32)

Die Sprache macht dieses Buch für mich zu einem außerordentlichen Leseerlebnis für jede Altersgruppe – nur nicht für eine sehr junge Leserschaft.

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Rezension von Klaudia :

Das Labyrinth des Fauns

uallererst ist mir natürlich das wunderschöne Cover aufgefallen, mit den silbernen Elementen und den kleinen Details, die man erst auf den zweiten Blick sieht. Unter dem Schutzumschlag ist das Buch fast noch schöner und auch durch das Buch selbst ziehen sich die phantastischen Illustrationen von Allen Williams.

Es gibt zwei Handlungsstränge, die sich über die Zeit hinweg miteinander verbinden. Zum einen die Geschichte der Prinzessin Moanna aus dem Unterirdischen Reich, die sich an die Oberfläche geschlichen hat und seitdem vom gesamten Königreich gesucht wird. Ihre Geschichte wird in leicht märchenhaften Kapiteln erzählt, denen immer eine wunderschöne Illustration vorangestellt wird. Ich wollte mehr von diesen Kapiteln, da der Schreibstil nochmal märchenhafter und poetischer war als der 'normale' Handlungsstrang.

Ofelia ist die Protagonistin im zweiten Handlungsstrang, der 1944 in Spanien spielt. Ofelia und ihre Mutter ziehen in die alte Mühle neben einem verfallenen Labyrinth, in der Ofelias Stiefvater seine Militärbasis eingerichtet hat. Eine Fee taucht plötzlich an Ofelias Seite auf und führt sie durch das Labyrinth zu einem uralten Faun, der ihr drei Aufgaben stellt. Erfüllt sie sie, ist sie die verlorene Prinzessin des Unterirdischen Reiches.

Wenn man Cornelia Funke liest, dann ist man eingestellt auf Erzählkunst auf höchstem Niveau. Das ist das erste, das einen in ein Funke-Buch zieht: die wunderschöne Sprache voller Bilder und Beschreibungen, die die Buchwelt zum Leben erwecken. Kaum über die erste Seite hinausgekommen, da hatte ich mich wieder in den Schreibstil verliebt.

“Die Bäume ankerten so tief in der moosbedeckten Erde, dass sie die Gebeine der Toten mit ihren Wurzeln umfassten, während sie die Äste nach den Sternen streckten.”
S. 9

Wunderschöne Sprache und eine poetische, magische Geschichte um Ofelia, das Unterirdische Reich und eine lang verschollenen Prinzessin. Manche Stellen waren mir fast ein wenig zu brutal und ich hätte mir ein bisschen mehr Magie gewünscht. Trotzdem ein wunderschönes Buch - innen und außen - das Funke hier gezaubert hat. Wird auf jeden Fall weiterempfohlen!

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Rezension von anushka:

Das Labyrinth des Fauns

Spanien, 1944: Als Ofelia die Mühle im Wald und den neuen Mann ihrer Mutter erreicht, ahnt sie schon Schreckliches. Ihre Mutter hätte diese Reise in ihrem Zustand nie antreten dürfen, doch Hauptmann Vidal aus Francos Armee bestand darauf, da Ofelias Mutter mit seinem Sohn schwanger ist. Nun sitzen sie also mit ihm und seinen Männern in einem Wald, in dem sich Widerstandskämpfer verstecken, die vom Hauptmann gnadenlos gejagt werden.
Doch das ist noch nicht alles. Ofelia steht plötzlich einem phantastischen Wesen gegenüber: einem Faun. Dieser behauptet, Ofelia sei die lang gesuchte Prinzessin des Königreichs unter der Erde und sie müsse 3 Prüfungen bestehen, um dorthin zurückkehren zu können. Doch würde Ofelia das überhaupt wollen, selbst wenn es wahr wäre? Immer tiefer gerät sie hinein in diese phantastische Welt, die fast schon eine Flucht wird vor der immer grausamer werdenden realen Welt ...

"Das Labyrinth des Faun" hat mich tief hineingezogen in die Phantasiewelt zweier Autoren, die sich hier über Kontinente hinweg zusammengetan haben. Es handelt sich wohl um das Buch zum Film "Pans Labyrinth". Wie gut es sich an den Film hält, kann ich nicht beurteilen, da ich ihn nicht gesehen habe. Für sich selbst macht das Buch auf jeden Fall einen sehr starken Eindruck. Die Bilder sind sehr szenisch und man hat tatsächlich einen Film vor dem inneren Auge. Nicht selten kann man magischen Traum und surrealen Albtraum kaum auseinander halten in diesem Werk des magischen Realismus und fühlt sich mittendrin, auch wenn das oft eher beängstigend als magisch ist. Denn gerade die Szenen in der "Realität" sind oft sehr brutal: da wird gefoltert, misshandelt und gemordet, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber auch die eingestreuten Märchen und Prüfungen sind nicht weniger blutrünstig und gruselig. So entsteht ein wirklich überzeugendes, sehr ungewöhnliches düsteres Märchen für Erwachsene, aber meiner Meinung nach keinesfalls für Jugendliche unter 16 Jahren. Die Grenzen verschwimmen und manches Mal scheint Vidal eher der Unterwelt und dem Reich des Faun entsprungen als ein Mensch zu sein.
Das Buch enthält eine klare Gesellschaftskritik der Franco-Ära, die gut mit der Grundstimmung des Buches verwoben wird, aber es geht eben dabei auch auf die unmenschliche Behandlung der Bevölkerung und der Widerstandskämpfer ein, in Form eines sadistischen Kommandanten. Um dieser Welt zu entfliehen hinterfragt Ofelia die Existenz eines Fauns erst gar nicht und flüchtet sich immer wieder in den Wald, in der Hoffnung, die Aufgaben erfüllen zu können und als Prinzessin in das Reich unter der Erde wiederkehren zu können. Dabei kam mir Ofelia jünger vor, als sie angeblich war. Von ihrem Wesen und Verhalten her hätte ich sie auf zehn geschätzt, nicht auf 13. Dieses eher kindliche Mädchen vor Augen zu haben hat den Lesefluss jedoch nicht gestört und es hat sich gut in das düstere Märchen eingepasst, sodass man immer wieder auch Angst um die traurige Ofelia spürt, die sich lieber einem Kinderfresser stellt als in der realen Welt dem Hauptmann begegnet.

Das Buch ist sehr aufwendig gestaltet und macht einen fantastischen Eindruck, der zusammen mit dem Leseerlebnis noch lange in Erinnerung bleiben wird. Nicht zuletzt natürlich auch die absolut düstere und hoffnungslose Grundstimmung, die sich auch bis zum Schluss durch das Buch zieht. Auch wenn ich durch das Buch förmlich hindurch geflogen bin und mich gut auf dieses Märchen einlassen konnte, die Sätze aufgesogen und mich immer wieder wohlig gegruselt habe ... ein Buch für Jugendliche unter 16 ist dies auf keinen Fall und da finde ich schade, dass es genau für diese Zielgruppe so angepriesen wird (so zumindest ist mein Eindruck und auch die Aufmachung legt dies nahe).

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Rezension von Christina P.:

Das Labyrinth des Fauns

"Das Labyrinth des Fauns" ist das Buch zum Film "Pans Labyrinth" (El Laberinto del Fauno) von Guillermo del Toro aus dem Jahr 2006, welches Cornelia Funke auf dessen Bitte hin verfasste. Entsprechend nah hält sich dieses Buch an das Original. Neu sind die von der Autorin erdachten Kapitel einer Legende, auf der Ofelias Geschichte basiert und die geschickt mit der Realität kombiniert werden.
Ofelia ist eine 13-jährige Schneiderstochter, deren verwitwete Mutter neu geheiratet hat und nun hochschwanger mit ihrer Tochter zu ihrem Gatten Capitan Vidal zu dessen aktuellen Einsatzort im Wald fährt. Dort hat es sich der Militäroffizier im franco-faschistischen Spanien des Jahres 1944 zum Ziel gemacht, die Gegner des Regimes auszurotten. Schnell erkennt Ofelia die Brutalität, welche ihrem neuen Stiefvater innewohnt. Vor dem Schrecken flüchtet Ofelia in eine Fantasiewelt, welche ihr völlig real scheint: Sie begegnet einem Faun, welcher ihr eröffnet, die lang verschollene Prinzessin der Unterwelt zu sein.

"Doch bevor Euch erlaubt wird, in sein Königreich zurückzukehren, müssen wir sicherstellen, dass Euer Wesen unverändert ist und Ihr nicht zu einer Sterblichen geworden seid." (Zitat S. 62/63)

Wie bereits erwähnt, hält sich das Buch sehr ans Original. Der Film ist ab 16, düster und brutal. Das Buch ist ab 14 und macht die Schrecken der Erwachsenen deutlich, ohne allzu übermäßig ins Detail zu gehen. Der meiste Horror geschieht im Kopf, vieles wird eher angedeutet, wobei das bekannte augenlose Monster im Buch sogar relativ harmlos wirkte.
Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers. Dadurch erhält man z. B. beim Lesen ein wenig Einblick in Vidals Charakter. Sehr schön ist auch die Legende des dortigen Ortes rund um das Labyrinth, welche auf mehrere Kaiptel verteilt im Buch vorkommt und durch einige Details die Erzählung wunderbar ergänzt.

"Wir alle erschaffen uns unsere eigenen Märchen." (Zitat S. 73)

Ofelias Abenteuer sind so geschickt in die Realität eingebettet, dass man nicht immer eindeutig sicher sein kann, wann sie vor dem Horror der Realität in ihre Fantasiewelt flüchtet und welche ihrer Erlebnisse real sind. Mehrere Male verschwimmen die Grenzen, um anschließend mit der gnadenlosen Brutalität der Wirklichkeit über einen hereinzufallen. Sehr schön haben mir auch die Erlebnisse der Erwachsenen gefallen, allen voran die der Widerstandkämpfer, welche in den Wäldern ums Überleben kämpfen und unter Vidals Augen verborgen heimlich Hilfe erhalten.

"Doch die Menschen hören nicht, was die Bäume sagen. Sie haben vergessen, wie man den Dingen der Wildnis lauscht" (Zitat S. 118)

Ihren Schreibstil hat die Autorin wunderbar der Erzählung angepasst. Mal ein wenig märchenhaft, mal auf eventuell drohende Ereignisse anspielend. Hin und wieder Andeutungen, dass Gegenstände magische Eigenschaften aus der Legende besitzen könnten. Die Wortwahl ist angemessen gewählt, auf lange Beschreibungen hat sie verzichtet, um nicht allzu lange auf der Stelle zu treten. Auf diese Weise geht es im Roman zügig voran. Und das Ende ist entsprechend gestaltet, dass jeder Leser für sich entscheiden kann, wo für ihn die Wahrheit von Ofelias Erlebnissen liegt.

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Rezension von Caro2929:

Das Labyrinth des Fauns

Klappentext:

"Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen.
Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen?"


Meine Meinung:

Eine tolle Geschichte, ein super Märchen.

Dieses Märchen beinhaltet alles, was sich für ein ordentliches Märchen "gehört". Soll heißen: Eine phantasievolle Welt, in der es aber alles andere als gemächlich zugeht. Brutalität ist an der Tagesordnung. Aber die Märchen-Kenner wissen genau, wie es sich um ein Märchen verhält, nämlich das doch immer das Gute siegen wird... Oder nicht?

Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut gelungen, sehr bildlich. Dem Leser gelingt es schnell in die Welt, die ihm gezeigt wird, einzudringen. Außerdem ist die Geschichte wahnsinnig spannend, mir viel es sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Habe es eigentlich ohne große Unterbrechung recht zügig durchgelesen.

Ich habe die Geschichte einfach total gern gelesen, da die Geschichte zweigeteilt erzählt wurde, war es etwas ganz besonderes. Soll heißen, einmal die Geschichte in der dortigen Gegenwart (1944) und andererseits ein Märchen. Es ist wunderbar miteinander verwoben, so dass der Leser immer gespannter wird.

Die einzelnen Charaktere sind auch, wie sie sich in einem Märchen zu verhalten haben, entweder "gut" oder "böse", aber nichts dazwischen. Eigentlich liegt mir mehr an facettenreichen Charakteren, aber bei dieser Art von Geschichte kann es ja auch nur "schwarz" oder "weiß" geben und nicht "grau". Denn dann wäre es ja kein Märchen mehr.

Darüber hinaus ist das Buch gespickt mit zahlreichen schönen Illustrationen.

Vielleicht sei noch wichtig, dass die Geschichte auf dem Film "Pans Labyrinth" beruht. Also mal etwas ganz anderes, dass erst der Film erschienen ist und danach ein Buch dazu geschrieben wird. Ich selbst kenne den Film nicht, deswegen war für mich die Geschichte eine ganz neue.


Fazit:

Tolles Märchen, absolutes Lesehighlight.

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Rezension von Harakiri:

Das Labyrinth des Fauns

Ist Ofelia die seit vielen hundert Jahren verschwundene Prinzessin? Vieles spricht dafür und als Ofelia im Garten der alten Mühle, in der sie jetzt zwangsweise lebt, ein Labyrinth entdeckt und von einem Faun ein altes Buch bekommt, ist sie selbst überzeugt, diese Prinzessin zu sein. Doch bevor sie sich ihrer Stellung würdig erweist, muss sie 3 Aufgaben bewältigen, die ihr alles abfordern.
Ich kenne den Film „Pans Labyrinth“ nicht und bin ganz unvoreingenommen an das Buch herangegangen. Cornelia Funke schreibt sehr anschaulich und so hatte ich eigene Bilder im Kopf, die mir beim Lesen noch mehr Vergnügen bereitet haben. Schaurig-schön erzählt Funke die Geschichte der Ofelia und ihrer Familie. Der grausame Stiefvater, die kranke Mutter und mit Mercedes eine Freundin für Ofelia, die aber auch selbst in Gefahr gerät.
Sehr schön fand ich die märchenhafte Stimmung des Buches, der geschnitzte Baum, der das Mädchen sucht oder auch das Küssen der Kröte. Allerdings ist das Buch auch teilweise ganz schön grausam, wenn der Hauptmann seine Gefangenen foltert, oder auch gruselig, als Ofelia die Aufgabe bekommt, einen Schlüssel zu finden und einen Baum zu retten.
Funke fängt die Stimmung sehr gelungen ein und durch die Einschübe der alten Sagen bekommt das Buch noch mehr Authentizität. Das Ende hat mich ein wenig überrascht, aber es ist durchaus passend und stimmig.
Fazit: ich lese die Bücher von Cornelia Funke immer wieder sehr gerne und auch diese Buch hat mich wieder überzeugt.

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