Rezensionen

Rezensionen von heinoko


Astrids Vermächtnis

Erst als ich das Buch in Händen hielt und mich weiter über den Autor informierte, wurde mir klar, dass „Astrids Vermächtnis“ der letzte Band einer Trilogie ist mit einer Handlung, die sich offensichtlich über mehrere Generationen hinzieht. Meine Befürchtung, in Unkenntnis der beiden vorausgegangenen Bücher schwerer in diesen dritten Band hineinzufinden, stellte sich glücklicherweise schnell als unbegründet heraus. Schön ist es, das Buch in Händen zu halten. Ein farblich und gestalterisch gelungenes Cover und vor allen Dingen 650 Seiten feines, dünnes und sehr glattes Papier ließen auch haptisch ein Leseerlebnis der besonderen Art erwarten.
Die Handlung umspannt die Jahre 1936 – 1945 im kleinen Ort Blutangen in Norwegen. Die Deutschen überfallen das Land. Astrid Hekne, die Hauptperson, ausgestattet mit großem Kampfgeist, schließt sich dem Widerstand an. Ihre Kraft scheint sie von ihrer Großmutter geerbt zu haben, einer Frau, deren Denken und Handeln tief im mythischen Denken verwurzelt war. Astrids Bruder Tarald jedoch sympathisiert mit den Nationalsozialisten. Ein vor mehr als 400 Jahren von den damals lebenden Hekne-Schwestern gewebter Wandteppich enthält angeblich mehrere Weissagungen, die bis in die geschilderte Jetztzeit reichen. Astrid bewegt sich genau zwischen dieser Mystik und der harten Realität.
„Astrids Vermächtnis“ ist ein Buch, in das man sich tief hineinversenken kann. Man taucht ein in eine Geschichte, die von einer vergangenen Zeit erzählt, die noch gar nicht so lange her ist, aber gleichermaßen auch gespeist wird von der Kraft und dem mythischen Denken früherer Generationen. Es wird sehr detailverliebt erzählt, aber keineswegs langweilig. Im Gegenteil, die Handlung ist durchaus spannend, die Schilderungen der grandiosen Landschaften beeindruckend, die Darstellung der Personen eindrucksvoll und bewegend. Trotz des üppigen Buchumfangs dieser episch breit angelegten Geschichte fesselte mich das Buch durchweg, denn erzählt wird in einer intensiven, farbigen, atmosphärisch dichten und schönen Sprache, sodass das Lesen zum wahren Genuss wurde. Gerade die Verknüpfung persönlicher Schicksale und historischer Gegebenheiten, eingebunden in nordisches mystisches Denken übte auf mich eine große Faszination aus. Absolut empfehlenswert!

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Physio @Home

Genau das, was ich immer gesucht hatte: Ein Buch für alle Fälle, für alle Schmerzfälle, für alle Verspannungsfälle, für alle kurze Pausenfälle, kurzum, ein Buch für den Alltag, vielseitig einsetzbar, vielseitig anregend, vielseitig motivierend. Nicht immer ist es nötig, verbunden mit langen Wartezeiten sich beim Arzt ein Rezept für Physiotherapie zu ergattern, wenn es irgendwo zwickt und zwackt. Mit diesem Buch, immer griffbereit, ist Hilfe sofort in der Nähe.

Ich kannte die Autorin bislang nicht, kannte auch nicht ihre Auftritte in den Social Media und im ARD Buffet. Deshalb war ich erst einmal recht kritisch. Doch nach wenigen Seiten hat mich dieses Trainingsbuch restlos überzeugt. Das Buch ist tatsächlich ein Nachschlagewerk für Beschwerden, soll aber auch vor allen Dingen präventiv zum Einsatz kommen, bevor der Körper mittels Schmerzen um Hilfe rufen muss. Was bedeutet, dass Lesen allein nicht genügt. Aber man muss keine teuren Trainingsmittel kaufen. Die vorgeschlagenen Übungen sind mehrheitlich einfach ohne Hilfsmittel auszuführen. Die jeweilig zugehörigen Beschreibungen sind sehr sorgfältig, detailliert und mit Hinweisen, worauf jeweils besonders zu achten ist, denn gerade ohne Korrektiv durch fachmännische Begleitung ist es sehr wichtig, selbst auf präzise Durchführung zu achten. Von ganzheitlicher Körpersicht, von Zielsetzung, Zeitmanagement, Atmung, Kleidung bis hin zu alltäglich scheinbar kleinsten Bewegungsanregungen wird man so ganz nebenbei hingeführt zur Selbstverantwortung für seinen Körper. Rücken in all seinen Teilbereichen, Nacken, Schultern, Arme, Beine – nichts wird ausgelassen und nichts sollte vernachlässigt werden.

Kurzum: Ein Sachbuch, das alltagstauglich und enorm hilfreich ist, mit einer Fülle von gut umsetzbaren Übungen, die man sich ganz problemlos nach den eigenen Bedürfnissen zusammenstellen kann.

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Die Auszeit


Dieser Thriller wurde bereits im Vorfeld sehr intensiv beworben, was natürlich große Erwartungen geweckt hatte. Eine bislang unbekannte Autorin mit ihrem Thriller-Debut kennen zu lernen, ließ mich mit großer Neugierde das Buch in die Hand nehmen, ein Buch, das in seiner Gesamtgestaltung einschließlich Farbschnitt hervorsticht. Leider jedoch musste ich feststellen: Das Marketing ist besser als der Buchinhalt.

Die Geschichte kann man in wenigen Worten erzählen: Die erfolgreiche Influencerin Viktoria Kaplan erwartet in Kürze einen neuen Meilenstein ihres Erfolges, nämlich das Überschreiten der 2-Millionen-Schwelle an Followern. Dies will sie im kleinen Kreis mit fünf Menschen aus ihrer vertrauten Clique feiern, und zwar in einem ganz versteckt und einsam gelegenen neu erbauten Luxus-Retreat in den Alpen. Der Besitzer des Retreats und sein Team erwarten sich als Gegenleistung dafür einen großen Werbeschub. Ein brutaler Mord geschieht. Und ein Sturm schneidet das Retreat vollkommen von der Außenwelt ab. Der Mörder kann also nicht entkommen. Die Ausnahmesituation, in der sich die Gruppe dadurch befindet, entfernt mehr und mehr den schönen Schein der künstlichen Welt der Influencerin und legt tief verankerte animalische Regungen frei.

Es gibt bereits viele Thriller und Krimis, die eine ähnliche Ausgangssituation gewählt haben. Was den vorliegenden Thriller vielleicht von früheren Spannungsbüchern unterscheidet, ist die Wahl der Autorin, die Geschichte durch die ständig wechselnden Erzählebenen zu zergliedern, in viele unterschiedliche Facetten zu zerteilen, stets aber im Präsens und in Ich-Form zu erzählen, sodass der Leser irgendwie künstlich verwirrt wird. Wer erzählt gerade? War das vor dem Mord oder danach? Außerdem wird die Scheinwelt auf Social Media zum Hintergrund gewählt, in der sich die handelnden Personen gekonnt künstlich bewegen. Alle dargestellten Personen wirken glatt und wie aus dem 3-D-Drucker gefertigt, auch wenn es hunderte von Seiten lang um angebliche Gefühlsschwankungen geht. Man liest und liest, schüttelt ab und zu den Kopf über Klischees, über Oberflächlichkeiten, freut sich über gelegentliche Twists, ahnt bereits früh, wer der Mörder ist und stellt mehr und mehr fest, dass dem Thriller jegliche Spannung fehlt. Anfang und Ende sind gut und packend, aber die mittleren 200 Seiten mit den endlos ausufernden Beschreibungen von sehr fraglichen Beziehungsversuchen untereinander langweilen nur noch. Eigentlich hätte der Plot viel Chancen geboten, um psychologisch stimmige Facetten fragiler mitmenschlicher Beziehungen aufzudecken, aber die Handlung verliert sich in Sex und Alkoholexzessen und ist entsprechend unglaubwürdig und langweilig. Leider nerven auch die häufigen Fehler, z. B. durch Verwechslung von „dass“ und „das“.

Kurzum: Das Debut dieser Autorin zeigt durchaus Potenzial. So sind Anfang und Ende des Buches durchaus packend geschrieben. Aber leider verliert sich Emily Rudolf im mittleren Drittel des Buches in endlos wirkender Oberflächlichkeit, sowohl was die Protagonisten als auch deren Tun und Sprache betrifft. Das passt zwar gut zur Welt der Influencer, aber nicht zur Welt der Leser eines Thrillers, wo durchweg Spannung und Aufregung erwartet wird, getragen von Protagonisten, die Mitempfinden auslösen.



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Academy of the Sun – Onyekas Superkraft

Mit diesem Kinderbuch bin ich nicht zurecht gekommen. Diese haarige Geschichte ist irgendwie seltsam. Einerseits geht es um ganz grundsätzliche Fragen, die junge Leser ab 11 oder 12 beschäftigen. Man will dazugehören, nicht auffallen. Man liebt seine Familie, aber muss sich auch abnabeln. Dann geht es um die afrikanische Herkunft, es geht um Nigeria, es geht um unbekannte Sprachen. Zum in unserer Kultur Fremden gehört natürlich auch, dass Afrikaner besonders schwer zu bändigende Haare haben. Aus diesen bisher unvollständig aufgezählten Themen bastelt die Autorin dann eine Geschichte zwischen Mystery und Fantasy und Science Fiction. Dieser haarig-bunte Eintopf ist es, der mich eher befremdet als gefesselt hat.

Onyeka, die mit ihrer überbehütenden Mutter in London lebt, hat absolut wilde Afro-Haare, die sich immer wieder selbständig machen und einen eigenen Wilen zu haben scheinen. Der Vater ist in Nigeria verschollen. Als die Mutter sich aufmacht, nach dem Verbleib des Vaters zu forschen, bringt sie Onyeka in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in einer ganz besonderen Schule unter, der Academy of Sun. Denn die Mutter weiß schon lange, dass Onyeka eine ganz besondere magische Gabe hat. Erst langsam begreift Onyeka in dieser Schule, dass ihre Haare Superkräfte haben, die sie mit der Kraft ihrer Gefühle steuern kann. Doch sie muss lernen, diese besondere Kraft zu beherrschen, denn deren übermäßiger Gebrauch raubt Onyeka alle Lebensenergie. Als die Schule angegriffen wird, und zwar aus den eigenen Reihen, muss Onyeka plötzlich entscheiden, welche letzten Kräfte sie einsetzen will und gegen wen.

Wie oben schon beschrieben, kann ich mit diesem bunten Einerlei nichts anfangen. Die Autorin ist von Beruf Haarpflegeberaterin und Journalistin. So ist zu verstehen, dass Haare ein zentrales Thema im Buch darstellen. Und dass die in Nigeria geborene Autorin stolz ist auf ihr Geburtsland. Und dass sie all das in Worte fassen wollte. Doch diese Geschichte, die so menschlich und nachvollziehbar beginnt, verliert sich schließlich in eine dunkel-mystische und abstruse Science-Fiction-Erzählung, was, man erlaube mir diese platte Wortwahl, völlig an den Haaren herbeigezogen wirkt. Das offene Ende lässt eine Fortsetzung erwarten (oder befürchten). Leider gefällt mir auch der Schreibstil überhaupt nicht. Die im Präsens verfasste Erzählweise wirkt abgehackt und uninspiriert. Die einzelnen Sätze sind ohne weiche Verbindung zueinander, nicht aufeinander aufbauend, isoliert aneinandergereiht. Das erschwert das Lesen. Wie auch die Verwendung vieler fremder Begriffe oder die Einschübe in Pidgin-Englisch das Lesen erschweren. Das (sehr kurze) Glossar am Ende des Buches hilft hier nicht wirklich weiter.
Kurzum: Ich habe keine Idee, welcher Lesergruppe ich dieses Buch empfehlen könnte.

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Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück



Dieses Buch fällt schon vom Äußeren in jeder Buchhandlung auf. Denn es ist grün, total grün, vorne, hinten, oben, unten, alles grün, sehr sehr grün. Ein geschickter Werbe-Gag, und ein verdienter Werbe-Gag, denn meiner Meinung nach ist dieser Thriller absolut empfehlenswert für alle, die fingernägelkauende Spannung mögen.



Wie jedes Jahr wollen die Anwältin Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre beste Freundin Milena bei einem mehrtägigen Wanderausflug in der wilden Natur von Schwedens Norden Abstand von ihrem Alltag gewinnen. Kurz vor Abreise bittet Milena ihre Freunde darum, erstmalig ihre noch ganz frische Liebesbeziehung, den klettererfahrenen und sportlichen Jakob, mitzunehmen. Nach einigen Diskussionen erklären sich Anna und Henrik dazu bereit, obwohl sie Jakob nicht kennen. Das erste Kennenlernen verläuft einigermaßen problemlos. Doch was im Verlaufe der Wanderung geschieht, ist unfassbar und tödlich.



Wer dieses Buch zu lesen beginnt, sollte die Türklingel, Handy und Telefon auf stumm stellen und ausreichend Verpflegung neben dem Leseplatz zurecht legen. Denn der Thriller ist atemberaubend spannend, und dies von der ersten bis zur letzten Seite! Diese Spannung baut sich aber nicht allein durch die erzählten Geschehnisse auf. Sondern der Roman ist grundsätzlich genial konstruiert. Erzählt wird aus dem Blickwinkel von Anna, einer trainierten und taffen Frau, die mit großer Sensibilität ihre Mitwanderer und sich selbst wahrnimmt und das Verhalten deutet. Und der Leser erlebt beim Lesen tatsächlich selbst eine Fülle von starken Gefühlen: Überforderung, Sieg über sich selbst, Todesangst, Wut, narzisstische Empfindlichkeit, Aggression, Zuneigung und abgrundtiefer Hass - nichts wird ausgelassen. Durch eingefügte spätere polizeiliche Vernehmungsprotokolle werden in winzigen Schritten dem Leser aus völlig anderen Perspektiven weitere Informationen zum Verlauf der Wanderung vermittelt. Diese Twists lassen den Leser immer wieder neu zweifeln an den eigenen Vermutungen. Das schwedische Lappland, insbesondere der Nationalpark Sarek, in seiner einzigartigen beeindruckenden, nahezu unberührten Natur, der häufige Wetterwechsel, die Kälte der Gletscher und die extremen Herausforderungen, die dort an Wanderer gestellt werden, finden auf außerordentlich intensive Weise bildhaft den eiskalten Hintergrund des Thrillers.

Kurzum: Besser kann man einen Thriller nicht schreiben.



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Cato und die Dinge, die niemand sieht


Meiner Erinnerung nach habe ich noch nie, wirklich noch nie ein Kinderbuch in Händen gehabt, das so besonders ist. Besonders im Sinn von lustig, traurig, magisch, nüchtern, poetisch, fantasievoll, warmherzig, entlarvend, stärkend, tiefgründig und noch vieles mehr. Vor allen Dingen aber bewegend, berührend, ergreifend. Eine Lektüre, die man so schnell nicht mehr vergisst. Einfach großartig.
Cato ist ein Mädchen, das die Fähigkeit besitzt, im Leben Nischen zu finden jenseits von Verlust, jenseits von Mobbing, jenseits alles Schweren und Freudlosen um sie herum. Sie ist ein Mädchen mit Narben auf dem Herzen, das nicht erwachsen werden will. Cato kann „daneben gucken“, das heißt, sie schaut auf all das, was anderen nicht auffällt, auf das Unscheinbare, nicht auf das Vordergründige, Aufmerksamkeit-Erregende. Und dieses Unbeachtete fotografiert sie. Als sie eines Tages eine Visitenkarte auf dem Klavier ihres Vaters findet, wird Cato neugierig. Denn die Karte kündigt an, dass in einem seit Jahren geschlossenen Kino „Filme, die nirgends laufen, die du aber schon immer sehen wolltest“ zu sehen sein werden. Cato begegnet in dieser Kino-Ruine der sehr seltsamen Frau Kano, die ihr spezielle Zeitreisen anbietet. Die Verlockung für Cato ist sehr groß, denn vielleicht könnte sie tatsächlich auf diese Weise Ihrer verstorbenen Mutter begegnen? Doch gefährlich sind diese Zeitreisen durchaus…
Der Autor ist Musiker. So erklärt sich vielleicht seine Sensibilität für die feinen, kleinen und leisen Dinge im Leben, die er so meisterhaft beschreiben und ins Licht rücken kann. Obwohl es um viel Schweres geht, ist das Buch an keiner Stelle larmoyant oder bedrückend, allenfalls mitunter etwas melancholisch. Die Grundstimmung jedoch, die neugierig-empathisch und positiv ist, überwiegt. Die magischen Momente der Geschichte bringen zudem Spannung ins Geschehen. Man folgt der Geschichte und der Protagonistin, die einerseits scheu, einsam und traurig ist, andererseits aber kreativ, mutig und zupackend, sehr erwartungsvoll und gespannt. Kinder werden dieses Buch anders lesen als Erwachsene, aber für alle gilt, was Cato lernt: Das ganze Leben lang neugierig, schlau und manchmal auch starrköpfig zu bleiben.
Fazit: Ein wunderbar tiefgründiges und feinsinniges Buch nicht nur für Kinder.

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OLAF ERMITTELT – Der Kanzler-Krimi


Dass sich ein erfolgreicher Schreiber von Musical- und Songtexten (Vater Abraham u.v.a.) und damit seine zweifellos reichlich vorhandene Kreativität in die Niederungen der Politik und sogar in das kriminelle Milieu schickt, war so nicht zu erwarten. Schon gar nicht in dieser außerordentlich witzigen Weise. Aber alle Achtung, es ist Wolfgang Hofer ein Buch gelungen, das satirisch-humorvoll die auftretenden Akteure respektvoll entlarvend in eine Krimi-Handlung hineinzieht, die spannend und überraschend endet.

Olaf stolpert beim Gassi-Gehen mit Hund Schröder über eine Leiche. Und dieser überraschende Fund weckt die geheime Leidenschaft von Olaf, nämlich seinem kriminalistischen Spürsinn zu folgen. Ist ja irgendwie auch viel interessanter als das Regieren. Dass es zwei weitere Leichen gibt, fordert Olaf ganz schön heraus. Ein alter Freund aus Studienzeiten, der jetzt ein höheres Amt als Kriminaler bekeldet, eine Kellnerin und ein Kleinkrimineller unterstützen Olaf bei seinen Nachforschungen. Und wenn Frau Britta nicht gerade die Baerbock-Töchter hüten muss, ist auch sie eine große Stütze für Olav.

Dies ist die grob erzählte Handlung. Den eigentlichen Charme des Buches macht jedoch jenseits des Krimi-Geschehens aus, wie sich der Autor humorvoll-witzig den handelnden Personen nähert. Gerade die mit Klarnamen benannten Figuren aus der Politik bekommen eigenwillige und doch satirisch treffliche Attribute, über die ich so manches Mal laut lachen musste. Und genau diese unernste, aber niemals respektlose Erzählweise macht den Lesespaß aus. Leider verliert sich der Krimi im zweiten Drittel des Buches etwas zu sehr in ausufernde Detailberichte und in das Auftreten von zu vielen Personen, die zur Verwirrung führen. Auch wenn die Auflösung zum Schluss noch eine Überraschung bietet, halte ich das Krimi-Geschehen als solches für nicht so wesentlich. Wichtiger und gekonnter war für mich das permanente Augenzwinkern, mit dem der Autor Olaf selbst und sein Umfeld, politisch und privat, schildert.

Fazit: Niemand weiß, wie Olaf Scholz wirklich ist. Nach Lektüre dieses humorvollen Buches weiß man zumindest, wie er sein könnte.

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Verborgen

Über das Erscheinen des dritten Bandes um die Kommissarin Elma und ihr Team habe ich mich sehr gefreut, da mir die Vorgängerbände sehr gut gefallen hatten. Und tatsächlich ist auch dieser Band 3 ein weiterer Beweis, dass die Autorin es perfekt versteht, klug konstruierte, raffinierte und packende Krimis zu schreiben.

Schon der Einstieg ist fesselnd: In Akranes, einer beschaulichen isländischen Kleinstadt, brennt nachts ein Einfamilienhaus völlig aus. Die Leiche eines jungen Mannes wird in der Brandruine gefunden. Wie sich später herausstellt, war der junge Mann allerdings nicht durch das Feuer gestorben, sondern bereits vor Ausbruch des Brandes tot in seinem Bett gelegen. Elma und ihre Kollegen gehen allerlei Hinweisen nach, drehen sich jedoch mit ihren Ermittlungen im Kreis. Nach Fund einer weiteren Leiche wird das Geschehen noch undurchsichtiger.

Der Krimi ist leicht und flüssig lesbar. Bei diesem dritten Band kam ich im Vergleich zu den früheren Büchern mit den isländischen Namen besser zurecht, auch wenn die Fülle der verschiedenen Personen nach wie vor eine gewisse Herausforderung darstellt. Das Spannungsniveau reißt über das gesamte Buch hinweg nicht ab und lässt den Leser lange rätseln bzw. führt ihn in die Irre. Immer wieder glaubt man, anhand der neu auftauchenden Informationen endlich Licht ins Dunkel der Vorkommnisse gewinnen zu können, aber dann dreht sich die Situation völlig unerwartet und ich lag mit all meinen Vermutungen falsch. Dass auch nicht alle Fragen am Ende des Buches beantwortet sind, gefällt mir irgendwie. Es wirkt realistisch und fordert natürlich heraus, auf den vierten Band sehnsüchtig zu warten. Diesmal treten Natur- und Landschaftsbeschreibungen im Vergleich zu den Vorgänger-Krimis etwas mehr zurück. Dafür bleibt mehr Raum für die handelnden Personen, die psychologisch nachvollziehbar und einfühlsam geschildert werden. Ich konnte ihre jeweiligen Gedanken und Gefühle gut verfolgen und entwickelte ausgeprägte Zu- und Abneigungen. Ich hatte das Gefühl, dass sich das Ermittlerteam von Buch zu Buch weiterentwickelt und mir dadurch vertrauter wurde.

Fazit: Wieder ein gekonnt geschriebener, ideenreicher, spannender Island-Krimi mit Suchtcharakter.

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Arthrose endlich heilen


Der Untertitel „Arthrose endlich heilen“ ist nicht gerade bescheiden und macht mich sehr vorsichtig im Umgang mit diesem Buch. Heilungsversprechen sind immer mit Vorsicht zu genießen, auch wenn Dr. Feist als Biologe und Sportwissenschaftler und anerkannter Fachmann für Arthrose-Behandlung und der Ko-Autor Tobias Homburg als Physiotherapeut mit Zusatzausbildung in klinischer Psychoneuroimmunologie durchaus als Koryphäen für das Thema gelten dürfen.
Was wie immer und überall bei der Betrachtung und Behandlung einer Erkrankung gilt, wird in diesem Buch vorbildlich geleistet: Nämlich die ganzheitliche Betrachtung und damit auch der ganzheitliche Behandlungsansatz. Dr. Feist baut auf vier Bausteine: entzündungssenkende Ernährung, entzündungsfreies Milieu zur Knorpelregerantion, gezielte körperliche Aktivität und psychische Stärkung/Stressminderung. Diese vier Komponenten werden sehr anschaulich und wissenschaftlich fundiert dargestellt. Überhaupt bietet das Buch sehr viel medizinisches und wissenschaftliches Hintergrundwissen, sodass es nach Durcharbeiten dieser Seiten verständlicher wird, warum erst das Zusammenwirken dieser Komponenten den tatsächlichen Heilungsprozess in Gang bringen kann. Allerdings sind diese wissenschaftlich biologisch-medizinischen Hintergrundinformationen für den Laien zwar eindrucksvoll, aber in ihrer Richtigkeit und Relevanz natürlich nicht zu beurteilen oder zu bewerten. Die Mehrheit des Laienpublikums dürfte daher ein Drittel des Buches einfach überblättern auf der Suche nach den tatsächlich umsetzbaren Anweisungen und Tipps. Allerdings geht es im praktischen Teil, d. h. unter der Überschrift „Umsetzung der Dr. Feist-Strategie“ genauso anspruchsvoll und prall gefüllt mit Fachbegriffen weiter. Es ist also durchaus schwierig, als Leser das herauszufiltern, was konkret umzusetzen ist. Beispiel Baustein 1, Ernährungswissen und Top-Lebensmittel: Auch hier dominieren Tabellen und Fachbegriffe. Man muss schon genau lesen (und verstehen), um für sich selbst die praktikablen Vorgehensweisen zum Thema Ernährung herauszufiltern. Schön und leicht verständlich sind dagegen die Anleitungen für kräftigende Bewegungsübungen. Leider sind diese Übungen mehrheitlich auf dem Boden zu absolvieren, was für viele ältere Menschen nicht mehr machbar ist.
Was mich persönlich sehr stört, sind die im Buch vielfach eingestreuten „Lobesbriefe“ von Betroffenen. Sie wirken natürlich eindrucksvoll, aber niemand kann nachvollziehen, ob diese Briefe „echt“ sind. Wenn die Autoren bereits über Jahre so erfolgreich Arthrose zu behandeln wissen, dann sind solche Dankesbriefe von Betroffenen in einem ernst zu nehmenden Sachbuch absolut unnötig.
Fazit: Umfangreiche Tabellen sollen Hintergrundwissen vermitteln, sind aber für die Mehrheit der unter Arthrose leidenden Menschen nicht verständlich. Hier wäre es sicher nützlicher gewesen, weniger wissenschaftlich, sondern vielmehr lebensnah zu argumentieren und damit das Buch leichter lesbar und leichter umsetzbar zu machen. Wer jedoch bereit ist, sich durchzubeißen durch all den theoretischen Wust, der wird sicher mit sehr gründlichem Wissensgewinn belohnt und wird besonders offen sein für eine ganzheitliche Sichtweise, um dem eigenen Körper rundum aufmerksam, achtsam und unterstützend zu helfen.

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Kaltblütige Lügen

Ein rundum begeisterndes Lesevergnügen

Für mich war die Autorin eine rundum positive Entdeckung. Dass ich erst jetzt auf Karen Rose gestoßen bin, ist mir gar nicht verständlich, denn die Backlist ist reichhaltig. Umso mehr freue ich mich immer besonders, anhand einer Neuerscheinung auf eine Reihe von Büchern zu stoßen, die alle von mir gelesen werden wollen. Ich kann also anhand des vorliegenden Buches keinen Vergleich zu früher erschienenen Titeln ziehen. Ich kann nur meine Freude an der Lektüre dieses Thrillers beschreiben, ein Buch, das mit über 500 Seiten Spannung über so manche graue Novemberstunden hinweghalf.

Im ersten Band der San-Diego-Reihe lernen wir die Polizistin Kit McKittrick kennen, die zusammen mit ihrer Schwester von liebevollen Pflegeeltern aufgezogen worden war. Doch die Schwester wurde ermordet – ein Fall, der nie aufgeklärt wurde und der Kit dazu veranlasste, Polizistin werden zu wollen, immer mit dem geheimen Wunsch, doch noch irgendwann den Mörder ihrer Schwester zu finden. Und wir lernen den Psychologen Sam Reeves kennen, einen integren Mann, der durch die therapeutischen Gespräche mit einem seiner Patienten in einen großen berufsethischen Konflikt gerät. Durch einen anonymen Anruf erfährt das San Diego Department von einem möglichen Grab eines Mordopfers. Und tatsächlich: Gefunden wird eine weibliche Leiche, gefesselt mit pinkfarbenen Handschellen – so wie vor ihr schon zahlreiche Opfer eines Serienkillers, der seit Jahren mordet. Kit McKittrick, neu im Ermittlerteam, geht mit großem Elan daran, diesem Serienkiller endlich das Handwerk zu legen. Doch der Fall nimmt zunehmend größere Dimensionen an und alle Beteiligten geraten letztlich an ihre persönlichen Grenzen.

Dieser Thriller ist an keiner einzigen Stelle langweilig oder langatmig. Die früh aufgebaute Spannung bleibt tatsächlich bis zum Schluss erhalten, insbesondere da die Handlung immer wieder durch neue Twists eine andere Richtung nimmt. Da die Protagonisten ausführlich und psychologisch nachvollziehbar geschildert werden, ist man als Leser stets mitten dabei, und zwar nicht nur intellektuell, sondern auch emotional. Das macht die besondere Schreibweise der Autorin aus, die den handelnden Personen und ihren Gefühlen viel Raum lässt. Dass man dennoch Seite um Seite verschlingen möchte, spricht für die Fähigkeit von Karen Rose, niemals den Spannungsbogen außer acht zu lassen. Der flüssige Schreibstil lässt sich mühelos lesen. Die Handlung ist folgerichtig aufgebaut und immer logisch. Die Dialoge werden stimmig zur vorgegebenen Persönlichkeitsstruktur der Protagonisten wiedergegeben. Also kurzum: Für mich ein rundum begeisterndes Lesevergnügen.

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